Ashtanga Yoga

Ashtanga Yoga ist eine körperlich herausfordernde Form des Hatha Yoga. Die Besonderheit liegt in den Vinyasa, von der Ujjayi-Atmung gesteuerten Bewegungen, die die einzelnen Asanas (Haltungen) zu Sequenzen verbinden. In der Ashtanga Yoga Praxis werden Kraft und Leichtigkeit in der Körperbeherrschung miteinander verbunden. Im Gegensatz zu anderen Yogaformen wird die Kondition verbessert und durch den dynamischen Fluss der Asanas sowie die spezielle Atemform der Ujjayi-Atmung wird der Körper erwärmt und kommt ins Schwitzen.

Ashtanga Yoga ist für alle, unabhängig von Geschlecht, Alter und Kondition – geeignet.  Die Qualität des Yoga wird nicht an körperlichen Fähigkeiten gemessen. Das Einnehmen der Asanas  ist nur ein äußerlich sichtbarer Teil des Yoga. Der wichtigere Teil, die Konzentration auf den Atem und das Erreichen eines meditativen Zustandes, ist nicht an mehr oder weniger perfekten Haltungen zu messen, da er nicht zu sehen ist.  Jeder kann innerhalb seiner eigenen Grenzen praktizieren, bzw. seine eigenen Grenzen erweitern.

Wie jedes Yoga hat Ashtanga Yoga zum Ziel, Geist, Körper und Seele zu verbinden, den Zustand des Einsseins – des „Yoga“ – zu erreichen. Es ist ein Weg zum körperlichen Wohlbefinden, zur Entspannung und zur geistigen Zentrierung.

Durch die Yogapraxis wird der Körper stärker, gesünder und beweglicher. Die Muskeln werden gestärkt, die inneren Organe gereinigt und der Fluss der Energie im ganzen Körper verbessert. Im Yoga werden die ähnlich den Meridianen beschriebenen Energiekanäle, die die Lebensenergie, das Prana verteilen, Nadis genannt. Die äußere, körperliche Kraft und die Konzentration bewirken innere Stärke, Ruhe und Gelassenheit. Die Konzentration auf Atemrhythmus und Bewegung bewirkt ein zur Ruhe kommen des Geistes.

Das Praktizieren des Yoga bedeutet ein Weg zur Entwicklung und positiven Förderung von Körper, Geist und Seele. Die körperliche Arbeit bildet dabei die energetische Grundlage zur Entwicklung des Bewusstseins. Zugleich ist Yoga ein körperlicher und emotionaler Ausgleich, die Balance zwischen Körper und Geist wird wieder hergestellt. Durch die Yogapraxis werden Reinigungs- und Heilungsprozesse in Gang gesetzt.

Das Wort Ashtanga bildet sich aus den Sanskritwörtern ast und anga, was acht Stufen oder Glieder bedeutet. Die Glieder sind Yama (Ethik im Umgang mit Mitmenschen und Umwelt, z.B. Gewaltlosigkeit), Niyama (Selbstbeobachtung und -kontrolle, z.B. Reinheit, Zufriedenheit), Asana (Haltungen), Pranayama (Atemkontrolle), Pratyahama (Rücknahme der Sinne), Dharana (Konzentration), Dhyhana (Meditation) und Samadhi (Einssein mit dem wahren Selbst).

Ashtanga Yoga konzentriert sich zu Beginn auf die Asana (Haltungen) und Pranayama (Atemkontrolle). Mit fortschreitender Praxis beginnt die Auseinandersetzung mit den anderen Gliedern.

Ashtanga Yoga wird in 4 Serien praktiziert. In der Regel ist das jahrelange Praktizieren einer Serie nötig, bevor mit der nächsten Serie begonnen werden kann. Die ersten beiden Serien zu praktizieren ist für die meisten Schüler ausreichend.

Video zur ersten Serie mit Patthabi Jois. Video zur zweiten Serie mit Patthabi Jois. Video zur dritten Serie mit Patthabi Jois.

Vinyasa

Mit Hilfe der Vinyasa, den von der Atmung gesteuerten dynamischen Bewegungen wird innere Hitze im Körper erzeugt. Dabei wird der Körper angeregt, Giftstoffe abzubauen und der Körper wird geschmeidiger. Die Grundlage des Vinyasa ist der Sonnengruß, eine Sequenz von Haltungen, die wiederholt wird und in der der Körper erwärmt und Muskeln und Skelettbau in Übereinstimmung gebracht werden.

Ujjayi-Atmung

Der Atem und die Bewegungen werden im Ashtanga Yoga synchronisiert. Die Bewegungen werden jeweils durch Ein- oder Ausatmen ausgelöst. Hierbei wird beim Atmen durch die Nase ein dem Meeresrauschen ähnliches Geräusch erzeugt. Diese deutlich hörbare Atmung erleichtert die Konzentration auf die Praxis. Man lauscht dem eigenen Atem.

Bandhas

Das Sanskritwort Bandha bedeutet verschließen. Im Ashtanga Yoga ist damit das Zusammenziehen bestimmter Muskeln gemeint. Diese „Verschlüsse“ steuern den Fluss des Prana durch die Nadis. Durch die Muskelkontraktionen wird Energie und Wärme erzeugt, sie stärken den unteren Rücken und unterstützen die Atmung. Mula Bandha ist der Wurzelverschluss (Wurzelchakra, im Beckenbodenbereich), Uddiyana Bandha ist der Nabelverschluss und Jalandhara Bandha der Kehlverschluss. Letzterer kommt nur bei Pranayama Praxis zur Anwendung, Mula Bandha und Uddiyana Bandha dagegen sollten während der gesammten Praxis in Spannung gehalten werden.

Drishtis

Für jede Asana gibt es einen Drishti, einen Punkt des Körpers oder in der Umgebung, der mit den Augen fixiert wird (Nasenspitze, Daumen, drittes Auge, Nabel, Himmel, Hand, Zehen, Punkte am äußersten linken und rechten Gesichtsfeld). Dies verhindert das Umherwandern der Augen und dient der Konzentration.

Sri K. Patthabi Jois (1915- 18.5.2009) ist die höchste anerkannte Autorität des Ashtanga Yoga. Sein Lehrer war Krishnamacharya (1888-1989), der maßgeblich zur Renaissance des Hatha Yoga beitrug. Patthabi Jois gründete das Ashtanga Yoga Research Institute in Mysore und machte Ashtanga Yoga seit Anfang der 70er Jahre durch Unterricht zunächst in den USA zusammen mit seinem Sohn Manju P. Jois und dann in der ganzen Welt bekannt und verbreitet.

Manju 2011
Manju P. Jois und Alexandra im Juni 2012 in Berlin

„Do your practice and all is coming.“ Sri K. Patthabi Jois

Beim körperlich anstrengenden Ashtanga Yoga ist es besonders wichtig, auf seinen Körper zu hören und Schmerzen oder Verspannungen zu respektieren. Die Praxis muss gegebenenfalls variiert werden. Das Yoga darf eine Herausforderung sein, soll aber keine Schmerzen oder gar Verletzungen verursachen. Gewaltlosigkeit beginnt beim eigenen Körper. Jeder muss daher seine eigenen Grenzen bei jeder Asana kennen. Die Asanas sollten stabil und bequem sein, man sollte sich darin entspannen können. Der Atem hilft, sich in die Asanas „hineinzuatmen“.  Um zu verhindern, dass die Erwartungen und Wünsche des Ichs bestimmte Fertigkeiten erzwingen, sollte allein der Körper die Kontrolle über die Praxis übernehmen. Es gibt in der Entwicklung der Praxis immer wieder Punkte des Stillstandes oder der Rückschritte.

Der Unterricht erfolgt  im Mysore – Stil. Im Mysore Unterricht werden die Yogaschüler individuell in der Gruppe unterrichtet. Jeder lernt in seinem Tempo und erhält persönliche Unterstützung. Und jeder praktiziert in seinem eigenen Atemrhythmus und richtet seine Aufmerksamkeit nach innen. So wird Yoga eine Meditation in Bewegung.

Es sollte regelmäßig praktiziert werden. Die Praxis kann von 2-3 mal in der Woche langsam auf 3-6 mal in der Woche gesteigert werden. Am besten morgens vor dem Frühstück. Es sollte mit leerem Magen praktiziert werden. Dabei ist eine häufige, kurze Praxis besser als seltenes, langes Praktizieren.

Im traditionellen Ashtanga Yoga wird an den Neu- und Vollmondtagen sowie an den ersten 3 Tagen der Menstruation nicht praktiziert. Doch jede Frau sollte selbst entscheiden, und danach gehen, was sich für ihren Körper gut anfühlt. Ist eine gute Ashtangayogapraxis etabliert, kann in der Schwangerschaft modifiziert weiterpraktiziert werden. Es wird empfohlen, in den ersten 12 Wochen nicht zu praktizieren.

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